Haben Sie schon von Doctolib gehört? Ein Terminvermittlungsportal, über den Sie medizinische Termine vereinbaren und koordinieren können, ohne dafür in der Praxis anrufen oder vorbeischauen zu müssen?
Was sich so praktisch anhört, ist leider gleichzeitig sehr gefährlich für unsere Privatsphäre.
Der Onlinedienst erhält mit jede*r Nutzer*in Zugriff auf hochsensible personenbezogene Informationen -- genauer noch: unsere medizinischen Daten. Doctolib verfolgt und speichert jeden Klick und jede einzelne Interaktion auf der Webseite oder in der App. Einige dieser erfassten Daten werden direkt an Unternehmen in den USA weitergeleitet, ohne anonymisiert zu werden. Dies kommt einem Verstoß gegen die Datenschutz-Grundverordnung gleich.
Doctolib ist ein französisches Unternehmen, welches mit einem Tochterunternehmen in Berlin sitzt.
In Frankreich wurde Doctolib bereits öffentlich konfrontiert -- was vor allem dem französischen Sicherheitsforscher David Libeau zu verdanken ist. Aber das Unternehmen hat darauf nur unzureichend reagiert -- die Verstöße werden skrupellos fortgesetzt. So hat Libeau die nationale Kommission für Informatik und Freiheiten wieder eingeschaltet.
Auch in Deutschland hagelt es an Kritik und Besorgnis. Die Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit stellt in ihrem Jahresbericht 2021 heftige Datenschutzbrüche fest und bestätigt ebenfalls, dass Daten an ein US-amerikanisches Unternehmen und damit in einen unsicheren Drittstaat übermittelt wurden.
Gemeinsam können wir die Datenschutzbehörden in Deutschland und Frankreich dazu bewegen, gegen Doctolib anzugehen und unsere Privatsphäre schützen. Und es ist gleichzeitig auch die Chance, den anderen Tech-Riesen eine deutliche Botschaft zu senden: Unsere Daten gehören uns und niemandem sonst!
Fordern Sie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und den Bundesbeauftragten für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) Ulrich Kelber auf, gegen Doctolib vorzugehen und das Patient*innengeheimnis zu schützen.
Mehr Informationen
Heise. 29. Juli 2022.
Heise. 22. Juni 2021.
Berliner Zeitung. 25. Juni 2021.
Berliner Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit. 1. Januar 2021.